Studienjahrestreffen 2018 in Jena
50 Jahre Immatrikulation


Ein Wochenende im Paradies
Es war kalt. Der Winter - von uns schon innerlich verabschiedet - hatte noch einmal Einzug gehalten und mit ihm ein hässlicher Wind. Der war auch kalt. Eiskalt.
Andreas und Uli hatten aber Vorbereitungen getroffen und vorsorglich eine überdachte und geheizte Unterkunft für uns reservieren lassen: das Paradies-Café im Jenaer Paradiespark, wo am Eingang ein grüner Sonnenschirm an andere Temperaturen erinnerte.
Nicht dass wir uns nicht schon fast in jedem Jahr seit Studienende getroffen hätten, aber 50 Jahre nach Studienbeginn noch nie.
Wie lang erschienen uns die knapp 5 Jahre Studienzeit, als diese bei unserer Immatrikulation noch vor uns lag. Und mittlerweile ist das Zehnfache dieser Zeit vergangen.
Und das ging verdammt schnell, boah-ey.
Aber diese 50 Jahre gingen ja nicht eben so vorbei. Sie waren angefüllt mit Fröhlichem, Traurigem, Erfolg, Misserfolg, Freud und Leid und jeder kann davon ein Lied - sein Lied - singen.
Jedenfalls brannte in der Kamin-Lounge ein wärmendes Feuer, und wir begingen den legendären Freitagabend unserer Treffen (früher einmal als "Vorglühabend" des engsten Organisatorenkomitees gedacht) in gemütlicher Runde.
Anmerkung: wie wir später noch in einem Videoclip sehen werden, ging es in unseren Gesprächen nicht ausschließlich um Fragen, die den Sinn des Lebens betreffen oder mit "Kinder, wie die Zeit vergeht!" beginnen...
Jörg stellte den 3. Band seines Kochbuches vor und ließ uns in ein Exemplar hineinschauen.
Das professionelle Layout, die tollen Fotos und spannenden Rezepte ließen mich erstaunen, und ich freute mich über Jörgs Bereitschaft, seine Koch-Fotobücher auf unsere Webseite zu stellen. (Ich bin sicher, mit meiner Freude nicht allein zu sein.)
Dann ging es irgendwann wieder hinaus. In die Kälte mit dem schneidenden Wind, mit dem mehr oder weniger langen Heimweg und dem Bedauern, in der Gaststätte zum Schluss nicht noch einmal auf die Toilette gegangen zu sein, aber mit der Vorfreude auf den nächsten Tag.
Der fing zunächst - man ahnt es - besch... an.
Mit Kälte und Wind, eiskaltem Wind (s.o.). Als wir uns am Institut für Anorganische und Analytische Chemie trafen, dachten die frühzeitig angekommenen Alumni daran, aus den parkenden Autos Schutzhütten und Iglus zu basteln.
Aber dann wurde es besser, es wurde sogar sehr schön und interessant.
Prof. Matthias Westerhausen - wir kennen ihn von der experimentellen Stadtführung anlässlich unseres Treffens 2013 - zeigte uns das Institut und ließ uns hinter die Kulissen schauen.
Angesichts der Apparaturen, Chemikaliengefäße und Formelnotizen empfand ich vor mir selbst so etwas wie leichte Hochachtung darüber, solch komplizierten Dinge mal studiert und teilweise (der Wissensstand war damals niedriger!) auch verstanden zu haben.
Zum Abschluss dann ein launiger Experimentalvortrag von Prof. Westerhausen und seinem Assistenten Dr. Sven Krieck.
Ein interessanter Vormittag und - nebenbei bemerkt - einen Typ wie Westerhausen hätten wir als Hochschullehrer auch ganz gern gehabt.
Mehr oder weniger unterkühlt dann wieder am Nachmittag im Paradies und langsames Auftauen bei Gesprächen, Kaffee und Kuchen oder einem Bierchen.
Ich zeigte den Videoclip unseres Wanderwochenendes im Oktober 2017, wobei der Zusammenschnitt zwar von mir, die Zuarbeit des Bild- und Filmmaterials jedoch von einer Reihe von Kommilitoninnen und Kommilitonen erfolgt war.
Nach dem Abendessen hielt Dr. Peter Hallpap - Jörg: "Der Archivar der Jenaer Chemie" - einen interessanten Vortrag über die Geschichte der Chemie in Jena. "Was man so alles nicht weiß" wurde uns bewusst, und vielleicht sollten wir uns eine spätere Fortsetzung und / oder Vertiefung wünschen.
Die Studienjahreszeitung in der 23. (!) Ausgabe ist - von Jörg gestaltet - wieder eine Augen- und Geistesweide (gibt es die eigentlich?) und trotz aller elektronischen Medien: bitte weitermachen!!
1972 richteten wir den Chemikerball mit einem kleinen Kabarett-Programm aus. Dieser Mitschnitt (Gabi Henne) wurde digitalisiert, mit etwas Bildmaterial von mir versehen und von uns zum Abschluss des Abends angeschaut.
Freundliches Schulterklopfen ob des Unterhaltungswertes des Streifens freuten mich und gaben mir Mut, mich wieder der Kälte und dem eisigen Wind auszusetzen...
Das Ende unseres Treffens dann am Sonntagvormittag. Natürlich im Paradies zu einem kleinen Brunch.
Im Gegensatz zu anderen Studenten- und Klassentreffen brauchen wir uns nicht gegenseitig eines erneuten Treffens zu versichern. Wir tun es einfach (!) und danken allen Organisatoren.


Jochen, März 2018