Studienjahreswanderung 2014 - Die Routen im Elstertal





Freitag, am 19. September  
wir trafen uns im Laufe des Vormittags im Markersdorfer Herrenhaus (unter dem tun wir es nicht).
Merke: Markersdorf ist ein Ortsteil von Berga im Elstertal.
Alle Wanderlinge (s. Gruppenbild) waren derart pünktlich, dass wir den Zug in Richtung Barthmühle mit Umstieg in Greiz auch bequem erreichten.
An der Barthmühle stiegen wir aus und gelangten durch das wunderschöne Triebtal an die Talsperre Pöhl, um von dort über den Mosenturm den Weg zur Gaststätte Lochbauernhof einzuschlagen.
Unterwegs überraschten uns Gabi und Ingrid mit der Ausgabe wandertauglicher Stamper nebst selbstgehäkeltem Futteral. (Seither sind dieses Trink-Equipment mit dem Liederbuch als Handgepäck stets griffbereit.)
Beim Lochbauern stärkten wir uns, was immer dann nicht gelang, wenn jemand Appetit auf eine erst ab 17.00 Uhr avisierte Speise hatte...
Einsetzenden Regen konnten wir nur bedingt abwehren, da die Zeltplanen im Anbau des Gasthofes nur durch ausgewiesene Zeltmeister bewegt werden durften. Der Name "Lochbauernhof" bekam dadurch einen gewissen Sinn.
Der Weg zurück - diesmal am anderen Ufer der Weißen Elster - war ohne Stress wie die rückführende Bahnfahrt: streikfrei und pünktlich, sodass wir unsere wartenden Autos in Berga gut erreichen konnten...

Samstag, am 20.September
Wir konnten und konnten uns am Freitagabend nicht einigen, ob wir den von Auwi in der Karte eingetragenen bequemeren Weg nehmen oder dem nordöstlich davon befindlichen, romantischeren Weg (in der Karte rot gedruckt)folgen sollten, der aber beschwerlicher ist, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit verlangt. Eingedenk unserer vor 25 Jahren erlangten Freiheit entschieden wir uns, dass sich jeder ensprechend seinem Gusto der einen (bequemer Weg) oder anderen (beschwerlicher Weg) Wandergruppe anschließt, wobei letztere auch früher aufstehen und -brechen mussten, denn sie hatten ja auch einen längeren Weg.
Wie geplant so getan! Infolge einer denkwürdigen Zufallslogistik trafen die einen auf die anderen zeitgleich an der Stelle aufeinander, an der der beschwerliche Weg auf den bequemen trifft. Ja, es gibt schon Zufälle im Leben...
Im "Zum Klosterhof" in Wünschendorf wartete das vorbestellte Mittagessen auf uns, und danach hielten wir uns Richtung Weida und erreichten nach 1-2 km das Kloster Mildenfurth.
Dort wurde ein Renaissance-Schloss mitten in eine romanische Kirche gebaut. Hier hat sich das Künstlerehepaar Kühn niedergelassen.

"Er [der Besucher] lugt durchs verriegelte Tor in der hohen Mauer, erblickt dort Gestalten im Garten und will schon rufen, winken, da weiß er im selben Moment, dass sie nicht antworten werden. In sich gekehrt, würdig dem Weltenlauf enthoben, verharren sie stumm im Gleichklang mit der Natur. Auf den zweiten Blick, nein, sind es nicht Menschen, nicht Tiere - eher Wesen der dritten Art.
Hager, wie von mönchischer Askese gezeichnet, verkörpern diese Figuren erdenkliche Anmut und Würde zugleich. Geraden Rückens und verschlossenen Gesichtsausdrucks ähneln sie uns - und sind doch nicht wie wir. Zwischen ihrer kontemplativ in sich gekehrten Haltung und ihrer expressiven Gestik, als wollten sie uns Dringliches bedeuten, besteht eine merkwürdige Spannung. Äußerlich kühl, unnahbar, sind sie fraglos beseelt. Ein Völkchen für sich, selbstbestimmt wie ihr Schöpfer, führen diese vermeintlichen Klosterbrüder und -schwestern ihre stille Existenz in paradiesischer Abgeschiedenheit."

[TLZ.de, 20.11.2011]

Anschließend schlenderten wir gemächlichen Schrittes zum Bahnhof, trennten uns zuvor ein wiederholtes Mal: die einen führten sich Kaffee und Kuchen in einem Café zu Gemüte, die anderen begnügten sich am Bahnhofskiosk mit einem (isotonischen) Kaltgetränk.
Die Zugfahrt nach Berga war dann derart kurz, dass es einige Kommilitonen trotz eifrigster Bemühungen nicht schafften, in dieser derart kurzen Zeitspanne ein gültiges Fahrtickett aus dem Automaten zu ziehen.

Sonntag, am 21.September
Nach dem Frühstück fuhren wir unsere Autos nach Greiz. Wer es noch nicht kennt: eine hübsche kleine Residenzstadt. Sehenswert sind der Greizer Park mit dem Sommerpalais, das obere Schloss und das untere Schloss.
Auwi hatte eine Stadtführung organisiert, und die Stadtführerin brachte uns mit Verve und Wissen Greiz näher und mich zu der Überzeugung, dass diese Stadt allein eine Reise Wert ist.
Durch den (infolge Überschwemmungen noch immer geschundenen) Park begleitete uns - die wir inzwischen doch recht hungrig waren - die Stadtführerin zum "Küchenhaus"; mussten aber dessen Verschlossenheit feststellen. Nach Auwis sofort eingeleiteter Telefonate und die Entwirrung eigentlich nicht mehr aufklärbarer Widrigkeiten erfuhren wir, dass für uns in der "Greizer Parkgaststätte" gedeckt sei.
Dort ließen wir ein schönes Wanderwochenende ausklingen und danken den Organisatoren herzlich.

Jochen Draffehn, November 2014